Liebe Freunde,
In Kapitel 13 des Buches der Richter lesen wir von der Empfängnis und Geburt des berühmten Kriegers Simson. Ein geheimnisvoller “Mann Gottes“ offenbart Samsons namenloser Mutter, dass sie einen Sohn gebären wird, der die Kinder Israels vor den Philistern retten wird. Samsons Vater Manoah, der von seiner Frau mit dem “Mann Gottes“ bekannt gemacht wurde, ist von dieser Nachricht begeistert und bietet dem “Mann Gottes“ eine Ziege für ein festliches Mahl an. Als er ablehnt, weist der “Mann Gottes“ Manoah an, die Ziege stattdessen Gott zu opfern. Als Manoah dies tut, entdeckt er, dass der “Mann Gottes“, der inmitten der Flammen auf dem Altar in den Himmel aufsteigt, in Wirklichkeit ein Engel Gottes ist. Überwältigt und äußerst ängstlich fürchtet Manoah, dass er und seine Frau aufgrund der göttlichen Begegnung bald sterben werden. Manoas Frau beruhigt ihn weise und erklärt: “Wenn der Herr uns töten wollte, hätte er kein Brand- und Speisopfer von uns angenommen und uns all das nicht gezeigt und uns nichts davon gesagt“. (Richter 13,23).
Diese kurze, aber sehr bedeutsame Geschichte aus der Bibel erinnert uns alle daran, dass Ereignisse, die wir als beängstigend empfinden, manchmal Gelegenheiten sein können, ein tieferes Verständnis von Gott zu erlangen. Bei solchen Ereignissen will Gott uns nicht verletzen oder ängstigen, sondern uns aufrichten und uns neue Perspektiven von ihm und dem Leben eröffnen.
Im vergangenen Jahr haben wir eine Reihe von sehr beängstigenden Ereignissen erlebt. Unzählige Raketen und Drohnen wurden aus allen Richtungen auf uns abgeschossen, doch wie durch ein Wunder haben die meisten Geschosse nur wenig oder gar keinen Schaden angerichtet. Leider bildete eine von der Hisbollah in der kurzen Zeit zwischen Jom Kippur (Versöhnungstag) und Sukkot (Laubhüttenfest) abgeschossene Drohne eine Ausnahme, als sie in einen Armeestützpunkt in der Nähe der Küstenstadt Binjamina einschlug und über 70 Soldaten verletzte und fünf tötete.
Der Drohnenangriff auf den Armeestützpunkt in der Nähe von Binjamina war eine deutliche Erinnerung daran, wie zerbrechlich das Leben ist. Gleichzeitig schien Gott uns allen eine subtile Botschaft zu senden, die uns sagte: “Ich bin immer noch bei euch“. Wenn wir uns die Zahl der Angriffe auf Israel vor Augen führen – mehr als 13.000 Raketen aus dem Gazastreifen, 14.000 aus dem Libanon, 400 aus dem Iran, 180 aus dem Jemen und 60 aus Syrien –, können wir nur demütig sein angesichts des vergleichsweise geringen Schadens, den Israel insgesamt erlitten hat. Die jüngste Tragödie auf dem Armeestützpunkt bei Binjamina war zwar äußerst schmerzvoll, machte aber auch deutlich, welche Zerstörungen Israel bei jedem anderen Drohnenangriff hätte erleiden können. Allzu oft übersehen wir die vielen Wunder, die dem Volk Israel im letzten Jahr widerfahren sind. Als wir jetzt mit der Realität konfrontiert wurden, dass eine einzige Drohne zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt in ihrem Ziel landete, wurden wir daran erinnert, in welch großen Ausmaß Gott das Volk Israel im vergangenen Jahr beschützt hat.
Wie Samsons Mutter erkannte, gewährt Gott uns allen selbst in den furchterregendsten und dunkelsten Zeiten einen Blick auf seine Barmherzigkeit und Macht, um unser Verständnis und unsere Erkenntnis zu fördern, dass er immer über uns wacht. Zu Beginn des Sukkot-Festes bereiten wir uns darauf vor, unsere Häuser zu verlassen und eine vorübergehende „Zuflucht“ im Freien zu suchen, in dem Bewusstsein, dass unser Schutz und unsere Zuflucht allein von Gott kommen und dass wir unser ganzes Vertrauen letztlich nur auf ihn setzen. Ich wünsche Ihnen und uns allen ein glückliches und erfülltes jüdisches Neujahr!
Shmuel Junger
Direktor des israelischen Büros